Woran erkenne ich einen Herzinfarkt?
Bei einem Herzinfarkt handelt es sich um eine akute lebensbedrohliche Situation. Umso wichtiger ist es Warnsignale, die auf einen Infarkt hindeuten, richtig einzuschätzen und dementsprechend zu handeln.

Sehr deutliche Symptome für einen Herzinfarkt
Beim Auftreten eines Infarktes wird der Herzmuskel aufgrund eines akuten Verschlusses von mindestens einem der drei Herzkranzgefäße nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Das führt zu einem Untergang (Zelltod) der Herzmuskelzellen in diesem Bereich -abgestorbene Zellen können somit nicht mehr ersetzt werden. Es kommt dann zu ausgeprägten Symptomen, z.B.
- massive, noch nie da gewesene Schmerzen in der Brust (man nennt das auch den Vernichtungsschmerz). Dieser Schmerz kann jedoch auch in den Hals, in den linken Arm, in den Rücken oder in den Oberbauch ausstrahlen.
- Zudem kommen Übelkeit, Erbrechen, Kaltschweißigkeit, Luftnot, Angst und Panik hinzu.
In sehr schweren Fällen kommt es sogar zum plötzlichen Herztod.
Typische, „atypische“ Herzinfarkt-Symptome und spezielle Patientengruppen
Es gibt unterschiedliche Symptome, die auf einen Herzinfarkt hindeuten können. Diese können individuell auftreten und hängen von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel den Vorerkrankungen, dem Alter oder dem Geschlecht. Frauen zeigen andere Beschwerden als Männer, das ist mittlerweile bekannt und wird in der Gender Medizin weiter erforscht. Frauen haben in Deutschland aber immer noch eine höhere Sterblichkeit beim Herzinfarkt als Männer[1], was an einer Unkenntnis der Symptome aller Beteiligten zu liegen scheint. Gute Informationen können Krankheit vorbeugen![2]

Männer
Bei Männern treten häufig (die für uns) klassischen Herzinfarkt-Symptome auf. Das bedeutet, man spürt plötzlich sehr starke Brustschmerzen verbunden mit einem deutlichen Engegefühl, oft über mehrere Minuten. Dieser Schmerz kann auch in andere Körperbereiche
ausstrahlen, wie z.B. Arme, Rücken oder Hals. In der Regel sind dies Schmerzen, wie man sie so noch nie erlebt hat. Entscheidend ist, dass sofort der Notruf angerufen wird, damit keine wertvolle lebensrettende Zeit verschwendet wird.
Frauen
Frauen haben im Vergleich zu Männern in der Regel „andere Beschwerden“, wie z.B. Oberbauchbeschwerden, Rückenschmerzen, Müdigkeit oder grippeähnliche Symptome. Auch Übelkeit, Angstschweiß und Atemnot können zu den Symptomen zählen, die einen Herzinfarkt bei Frauen anzeigen. In jedem Fall sollte bei diesen Symptomen, vor allem wenn diese einen noch nie dagewesenen Charakter aufweisen und zu einer sehr großen Angst führen, sofort der Notarzt gerufen werden.
Ältere Menschen
Bei älteren Menschen können sich die Herzinfarkt-Symptome häufig abgeschwächt und atypisch darstellen. Bei dieser besonders vulnerablen Patientengruppe stehen z.B. Kurzatmigkeit sowie Schmerzen im linken Arm im Vordergrund. Diese Symptome werden deshalb oft nicht richtig erkannt, weil aufgrund der Vorerkrankungen diese Symptome falsch gedeutet werden.

Menschen mit erhöhtem Herzinfarkt-Risiko
Diabetiker haben nicht nur ein deutlich erhöhtes Risiko für Herzkreislauf-Erkrankungen, sie spüren aufgrund ihrer Polyneuropathie (Erkrankungen des Nervensystems) die Brustschmerzen oft abgeschwächter oder sogar überhaupt nicht. In einzelnen Fällen kann so ein Herzinfarkt erstmal unbemerkt bleiben; man spricht auch von einem stummen oder stillen Infarkt. Hier ist das Augenmerk vor allem auf andere Symptome wie Atemnot und Beklemmung zu richten.
Das individuelle Risiko für einen Herzinfarkt ergibt sich aus der Summe der einzelnen Risikofaktoren, wie z.B. Bluthochdruck, Rauchen, Diabetes, Übergewicht, Bewegungsmangel, erhöhte Blutfette und einer familiären Belastung (koronare Herzkrankheit). Psychische Faktoren spielen hierbei eine große Rolle: Es gilt als belegt, dass psychischer Stress, Depression und Angst das Risiko für eine Herzerkrankung massiv erhöhen.[3][4] Umgekehrt kann aber auch ein Herzinfarkt im Nachhinein eine Depression bzw. Angststörungen hervorrufen, was es bei der Nachsorge unbedingt zu beachten gilt, um die Genesung zu verbessern.
Bei Risikopatienten ist die Primärprävention die beste Option, um ein sogenanntes kardiales Ereignis (Herzinfarkt, Schlaganfall, etc.) zu vermeiden. Ein Herz Check-up ermöglicht uns hier die Feststellung des gesundheitlichen Status quo und daraus werden weitere Maßnahmen (Raucherentwöhnung, Gewichtsreduktion, Stressreduktion, medikamentöse Therapie des Blutdrucks, etc.) abgeleitet. Man kann es gar nicht oft genug betonen, wie wichtig das eigene Engagement ist, um einen gesünderen Lebensstil zuführen. Der Arzt steht in erster Linie als unterstützender Begleiter, Ratgeber und Seelsorger zur Seite.[5]
Was bei Herzinfarkt-Anzeichen tun ist
Rufen Sie sofort einen Notarzt. Der kann vor Ort mittels eines EKGs einen großen Infarkt ausschließen bzw. bei der Bestätigung des Verdachtes alle notwendigen Schritte einleiten, sodass so wenig wie möglich irreparable Schäden am Herzmuskel entstehen.

Quellenangaben
[1] Kuehnemund, L., Koeppe, J., Feld, J., Wiederhold, A., Illner, J., Makowski, L. Gerss, J., Reinecke, H., Freisinger, E. (2020). Gender disparities in management und treatment in acute myocardial infarction – a German nationide real-life analysis. European Heart Journal, Volume 41
[2] Deutsches Ärzteblatt (Hrsg.). (2020). Geschlechtsspezifische Unterschiede bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen häufig unbeachtet.Zugriff am 05. Juni 2022 unter:https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/118425/Geschlechtsspezifische-Unterschiede-bei-Herz-Kreislauf-Erkrankungen-haeufig-unbeachtet
[3][4] Ladwig, K.-H., Lukaschek, K. & Kuhn, B. (2015). Psychosoziale Risikofaktoren des akuten Myokardinfarkts. Aktuelle Kardiologie 2015; 4(06), 362-265.
[5] Rattner, J. & Danzer, G. (1997). Medizinische Anthropologie-Ansätze einer personalen Heilkunde. Frankfurt am Main: Fischer Verlag.