Herz-Stent: Zwischen Lebensrettung, Symptombehandlung und innerer Haltung

Dr. med. univ. Markus Moser

Dr. med. univ. Markus Moser

Letzte Aktualisierung: 18. September 2025
Dr. med. univ. Markus Moser führt eine Echokardiographie bei einem Patienten durch


Hintergrund-Informationen, wissenschaftliche Erkenntnisse und wie Ihre kardiologische Praxis Sie begleitet

Herzinfarkt, Brustenge oder Leistungsabfall? Sobald das Herz sich meldet, ist die Sorge oft groß. Schnell fällt das Wort „Stent“. Doch was kann ein Herz-Stent wirklich leisten? In welchen Situationen rettet er Leben und wann ist Zurückhaltung geboten?

In unserer Berliner Privatpraxis für Kardiologie erleben wir täglich: Medizin ist keine Einbahnstraße. Sie braucht neben modernster Technik und exakter Diagnostik auch Zeit, Empathie und ein tiefes Verständnis für individuelle Sorgen und Bedürfnisse. Denn das Herz ist weit mehr als nur eine Pumpe. Es ist gleichermaßen das Zentrum unserer Ängste und Hoffnungen.

Warum gesunde Herzkranzgefäße so entscheidend sind

Unser Herz schlägt rund 100.000-mal pro Tag. Dafür benötigt es eine konstante Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen. Diese Aufgabe übernehmen die Herzkranzgefäße (Koronararterien). Sie entspringen direkt aus der Hauptschlagader (Aorta) und umspannen das Herz muskulär wie ein Netz. Kommt es zu Verengungen, sogenannten Engstellen (Stenosen), kann der Herzmuskel nicht mehr ausreichend versorgt werden. Hieraus resultierende Folgen reichen von Brustschmerzen bis zum Herzinfarkt.

Was ist ein Herz-Stent?

Ein Herz-Stent ist ein kleines, gitterartiges Röhrchen aus Metall oder bioresorbierbarem Material, das in eine verengte Koronararterie eingesetzt wird. Ziel: Die Engstelle dauerhaft offenhalten, damit das Blut ungehindert fließen kann. Das kann:

  • die Sauerstoffversorgung des Herzens verbessern und dadurch
  • bei akutem Herzinfarkt das Leben retten
  • akute Beschwerden lindern (z.B. Angina pectoris)

Wichtig: Bei stabiler Koronarer Herzkrankheit (KHK) dient der Stent primär der Symptomkontrolle und nicht der Prognoseverbesserung.

Herz Stent Infografik

Wann wird ein Stent eingesetzt?

Eine Stent-Implantation kann durch unterschiedlichste Indikationen begründet sein. Wir möchten hier auch einen kritischen Blick auf die Stent-Implantation wagen und uns anschauen, was die Wissenschaft zur Stent-Implantation sagt.

Bei Herzinfarkt (akuter STEMI / NSTEMI)

Hier ist die Datenlage klar: Eine schnelle Stent-Implantation (primäre PCI) reduziert die Mortalität und Komplikationen signifikant (Deutsche Gesellschaft für Kardiologie, 2023).

  • STEMI (ST-Elevation-Myokardinfarkt): Der klassische Herzinfarkt mit vollständigem Gefäßverschluss und typischer ST-Streckenhebung im EKG. Hier zählt jede Minute – die sofortige Wiedereröffnung des Gefäßes durch einen Stent kann lebensrettend sein.
  • NSTEMI (Nicht-ST-Elevation-Myokardinfarkt): Hier besteht eine teilweise Blockade der Koronararterie. Die Versorgung muss ebenfalls rasch erfolgen, sie ist jedoch weniger dramatisch als beim STEMI. Auch hier gehört die Stent-Implantation zum Standard der Akuttherapie.

Bei stabiler KHK (keine akute Gefährdung)

Die großen Studien wie die COURAGE-Studie (NEJM 2007) und die ISCHEMIA-Studie (NEJM 2020) zeigen:

  • Kein Überlebensvorteil durch Stent gegenüber optimaler medikamentöser Therapie (OMT)
  • Bessere Symptomkontrolle bei Angina pectoris möglich

Angina pectoris bedeutet wörtlich „Brustenge“ und beschreibt das typische Symptom einer Minderdurchblutung des Herzmuskels. Zur Angina pectoris informieren wir Sie ausführlicher in dem nachfolgenden Blogartikel: Angina pectoris – Was Ihr Herz uns sagen möchte.

-> Der Stent ist bei stabiler KHK kein Lebensretter, sondern eine Option zur Symptombesserung und sollte in enger Absprache zwischen Arzt und Patient erfolgen.

Psychosomatische Perspektive beim Thema Stents

Der Herz-Stent als Projektionsfläche: Wunsch nach Reparatur und die Angst vor Kontrollverlust

Das Herz steht sinnbildlich für Leben, Autonomie und innere Sicherheit. Wenn es aus dem Takt gerät, rührt das an existenzielle Ängste. In dieser Situation wird der Herz-Stent oft zur Projektionsfläche für den Wunsch nach rascher Reparatur und Wiederherstellung der inneren Ordnung. Doch der Herz-Stent ist kein „Seelenpflaster“ und keine Beruhigungspille gegen die Angst. Er kann eine Engstelle öffnen, aber nicht die vielschichtigen Ursachen einer Erkrankung beheben.

Gerade deshalb ist es wichtig, mit Patienten offen zu sprechen und folgende Fragen zu stellen:

  1. Was erwarten Sie vom Eingriff?
  2. Was genau macht Ihnen Angst?
  3. Welche Wege gibt es, dieser Angst jenseits des Katheters zu begegnen?


Psychosklerose als seelisches Korrelat?

In der psychosomatischen Literatur taucht gelegentlich der Begriff „Psychosklerose“ auf – als bildhafte Beschreibung einer inneren Verhärtung, geprägt von übertriebener Kontrolle, Pflichtbewusstsein und einer Angst vor Kontrollverlust.

Dieses Persönlichkeitsmuster, oft als anankastisch bezeichnet, wurde von Alexander Mitscherlich und anderen als möglicher seelischer Resonanzboden der koronaren Herzkrankheit beschrieben. Phänomenologisch beschreibt Psychosklerose Menschen, die in rigiden Mustern, Pflicht- und Leistungsdenken verhaftet bleiben.

Dies kann sich körperlich in arteriosklerotischen Veränderungen widerspiegeln. Eine rein kausale Zuordnung wäre unseriös, aber die parallele Betrachtung von Charakterstruktur und Gefäßgesundheit eröffnet einen wichtigen Raum in der psychosomatischen Medizin.

Tiefere Einblicke wie die Psyche unsere Herzgesundheit beeinflussen und Bluthochdruck begünstigen kann, erhalten Sie hier.

Bypass oder Stent? Eine kurze Einordnung

  • Stent: Minimalinvasiv, geeignet bei lokal begrenzten Engstellen
  • Bypass-Operation: Bessere Langzeitergebnisse bei komplexen Mehrgefäßerkrankungen oder Diabetes mellitus (SYNTAX-Studie, NEJM 2009)

Welche Diagnostik ist vor Sentsetzung erforderlich?

In unserer Praxis für Kardiologie in Berlin-Mitte beginnen wir mit einer sorgfältigen Diagnostik und begleiten Sie Schritt für Schritt. Die nachfolgenden Untersuchungen führen wir in der Regel vor einer Stent-Implementation durch:

Letztere erfolgt in einer spezialisierten Klinik. Dabei arbeiten wir eng mit erfahrenen Partnern zusammen. Die Entscheidung für einen Stent wird dann auf Basis der Darstellung der Gefäße und des Beschwerdebildes getroffen.

Als Kardiopraxis begleiten wir Sie hierbei medizinisch und persönlich vor, während und nach der Intervention. Das bedeutet:

  • Vorbereitung und Indikationsstellung in unserer Praxis
  • Koordination mit den Klinik-Kollegen
  • Nachsorge und Langzeitbetreuung bei uns

So entsteht ein integratives, gut vernetztes Versorgungssystem für Ihre Herzgesundheit.

Wie läuft eine Stent-Implantation ab?

Die Stent-Implantation läuft wie folgt ab:

  • Zugang über Arm- oder Leistenarterie
  • Herzkatheter bis zu den Koronarien
  • Ballon-Dilatation der Engstelle
  • Platzierung des Stents
  • Nachsorge mit Blutverdünnern (ASS + P2Y12-Hemmer)

Das nachfolgende Bild zeigt eine Ballon-Dilatation bzw. eine Aufdehnung des verengten Herzkranzgefäßes. Ein Katheter mit einem kleinen Ballon an der Spitze ist in das verengte Gefäß eingeführt worden. Der Ballon ist aufgeblasen, um die Ablagerungen an die Gefäßwände zu pressen und das Gefäß so zu weiten.

Rotablation: Wenn der Kalk zum Problem wird

Manchmal sind die Ablagerungen in den Herzkranzgefäßen so hart und verkalkt, dass sie sich nicht einfach mit einem Ballon aufdehnen lassen. In solchen Fällen setzen Kardiologen eine spezielle Technik ein: die Rotablation.

Dabei wird ein winziger, mit Diamantsplittern besetzter Bohrkopf mit sehr hoher Geschwindigkeit (bis zu 150.000 Umdrehungen pro Minute) durch die verengte Stelle manövriert. Dieser Bohrkopf „fräst“ den harten Kalk präzise ab und zerkleinert ihn zu mikroskopisch kleinen Partikeln. Erst wenn die Engstelle auf diese Weise „vorgebohrt“ wurde, kann der Arzt den Ballon und den Stent sicher platzieren. Das Verfahren ist eine wichtige Vorbereitung, um auch komplexere Fälle erfolgreich behandeln zu können.

Rotablation Herz

Herzkatheter in Aktion: Einblick in die Gefäße

Um den Ablauf einer Stent-Implantation besser zu veranschaulichen, zeigen wir Ihnen hier, wie die Herzkranzgefäße vor und nach der Behandlung aussehen. Die Aufnahmen stammen aus der Live-Durchleuchtung während des Eingriffs und geben Ihnen einen echten Einblick in die Funktionsweise des Herzkatheters. Diese Aufnahmen verdeutlichen, wie der Stent das Gefäß sofort entlastet und die Durchblutung wiederherstellt.

1. Das verengte Gefäß (vor der Behandlung)
In diesem ersten Video sehen Sie das Herzkranzgefäß vor dem Eingriff. Die Verengung (Stenose) behindert deutlich den Blutfluss zum Herzmuskel.


2. Der freie Blutfluss (nach der Behandlung)

Nachdem der Stent platziert wurde, ist das Gefäß wieder vollständig geöffnet. Das zweite Video zeigt, wie das Blut nun ungehindert durch das Gefäß fließen kann.

Nach dem Stent: Nachsorge und Lebensstil sind entscheidend

Ein Stent behebt ein Symptom und nicht die Ursache. Ohne konsequente Behandlung der Risikofaktoren kann es zu Re-Stenosen oder neuen Gefäßverengungen kommen.

Unser Ansatz in Berlin-Mitte:

  • Medizinische Nachsorge
  • Kontrolle von Blutdruck, Lipiden, Diabetes
  • Psychokardiologische Begleitung
  • Lebensstilberatung (Bewegung, Ernährung, Stress, Rauchfreiheit)
  • Unterstützung bei Verhaltensänderungen und Umgang mit Ängsten


Kardiologische Zweitmeinung: Ist ein Herz-Stent in meinem Fall sinnvoll?

Sie suchen eine fundierte ärztliche Zweitmeinung zu einem geplanten Herz-Stent? In unserer Privatpraxis in Berlin-Mitte begleiten wir Sie individuell und wissenschaftlich fundiert. Wir klären mit Ihnen:

  • Ist der Stent bei Ihnen wirklich medizinisch notwendig?
  • Gibt es Alternativen zur Intervention?
  • Welche Rolle spielen Ihre individuellen Risikofaktoren?
  • Wie können Sie selbst aktiv werden, um Ihre Herzgesundheit langfristig zu schützen?


Wir nehmen uns Zeit für Ihre Fragen, Ihre Sorgen und Ihre Gesundheit.

Nachsorge bei einem Herz-Stent in Berlin

Ein Herz-Stent braucht mehr als nur einen Eingriff. In unserer kardiologischen Praxis in Berlin-Mitte bieten wir Ihnen eine umfassende Nachsorge:

  • Medizinische Kontrolle (EKG, Blutdruck, Labor)
  • Optimierung der Medikation
  • Beratung zu Bewegung, Ernährung und Stressbewältigung
  • Psychokardiologische Begleitung zur Stärkung Ihres Wohlbefindens
  • Enge Kooperation mit spezialisierten Fachkollegen

Ihre Herzgesundheit ist unser Anliegen mit fachlicher Exzellenz und menschlicher Nähe.

Dr. med. univ. Markus Moser: Moderne Medizin braucht individuelle Entscheidungen

„Der Herz-Stent ist ein unverzichtbares Instrument der kardiovaskulären Notfallmedizin – aber kein Allheilmittel. Entscheidend ist die individuelle Betrachtung jedes Patienten, basierend auf medizinischen Leitlinien, Studienlage und den psychosozialen Umständen.“

FAQ – Häufige Fragen zum Herz-Stent

Bei akutem Herzinfarkt (STEMI/NSTEMI) ist der Stent lebensrettend. Bei stabiler Angina pectoris (Verlinkung?) dient er primär der Symptomlinderung, jedoch nicht der Prognoseverbesserung.

  • STEMI: Akuter Herzinfarkt mit vollständigem Gefäßverschluss und typischer ST-Hebung im EKG – sofortige Intervention notwendig.
  • NSTEMI: Herzinfarkt ohne ST-Hebung – oft mit partieller Gefäßverengung.
  • Stabile Angina: Belastungsabhängige Brustschmerzen, meist durch Medikamente gut kontrollierbar.
  • Instabile Angina: Auftreten in Ruhe oder unter leichter Belastung – Notfall!

Ja, oft schon nach wenigen Wochen – nach individueller ärztlicher Rücksprache und angepasstem Trainingsprogramm.

Sie ist essenziell! Nur durch konsequente medikamentöse Therapie, Kontrolle der Risikofaktoren und Lebensstiloptimierung bleibt der Therapieerfolg nachhaltig.

In der kardiologischen Privatpraxis Berlin-Mitte bieten wir Ihnen eine wissenschaftlich fundierte Beratung, individuelle Risikoanalyse und empathische Begleitung.

Quellen


  • Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Akutes Koronarsyndrom 2023
  • ISCHEMIA-Studie (NEJM 2020)
  • COURAGE-Studie (NEJM 2007)
  • SYNTAX-Studie (NEJM 2009)
  • Deutsche Herzstiftung
  • Mitscherlich, A.: Auf dem Weg zur vaterlosen Gesellschaft. 1963.
  • Senf, W.: Psychosomatische Medizin. Urban & Fischer 2017.
Foto des Autors

Über den Autor:

Liebe Leserinnen und Leser, mein Name ist Dr. med. univ. Moser und als Kardiologe in Berlin Mitte verfolge ich bei meinen Patientinnen und Patienten einen ganzheitlichen, psychokardiologischen Ansatz. So wird neben körperlichen Aspekten ergründet, ob auch seelische bzw. psychische Faktoren für auftretende Symptome verantwortlich sein könnten. Über einen Klick auf den nachfolgenden Button erhalten Sie weitere Informationen zu meiner psychokardiologischen Praxis.

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Die permanente Weiterbildung ist in der Kardiologie besonders wichtig. Als Facharzt für Kardiologie ist es mir deshalb ein Anliegen, regelmäßig an Fachkongressen, Seminaren und Schulungen teilzunehmen und von aktuellen Fachberichten und Studien aus Forschung und Praxis zu partizipieren. Ich bin Mitglied in diesen Gesellschaften:

DGPR Deutsche Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen e.V.

DGK Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.

BDI Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten e.V.

Deutsche Hochdruckliga e.V. DHL®
Deutsche Gesellschaft für
Hypertonie und Prävention